Ist mein Manuskript überhaupt gut genug, um es zu veröffentlichen? Interessiert die Geschichte überhaupt?

 

Ich werde das sehr häufig gefragt. Grundsätzlich kommt es darauf an, woran man das messen möchte. Vorab: An den Produkten von Verlagen sollte man sein Buch überhaupt nicht messen, denn Verlage sind wirtschaftliche Unternehmen, die ihre Umsätze mit ihren Produkten machen. Dafür brauchen sie ein breites Publikum und sie verwenden sehr viel Geld, Zeit und Arbeitskräfte auf die Auswahl, Anpassung und Optimierung von Büchern und Manuskripten. Diesen großen Stil erreicht man als Otto Normal in der Regel nicht, und das ist der Grund, warum Verlage keinen Maßstab bilden.

 

Objektiv ist ein Mansukript nie gut genug, wenn man nicht den entsprechenden Namen mitbringt, der sich für den Verlag lohnen würde, um es mit Klartext zu sagen.

 

Deswegen muss man diese Frage anders betrachten, nämlich: Was will ich mit dem Projekt erreichen? Möchte ich Freunde und Familie damit glücklich machen? Dann benötige ich weder großes Lektorat noch gewerbliche Nutzungsrechte, keine ISBN und auch keinen großen Vertriebsaufwand. ODer will ich damit Lesungen halten, Kindern eine schöne Zeit bieten, andere, fremde Menschen in kleinerem Kreis Freude schenken? Dann ist es zwar schon mehr, aber auch dafür braucht es kein Hexenwerk. Oder möchte ich es der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen? Dann sollte ich darauf achten, dass mein Buch nicht völlig schräg läuft, dass es jugend- und gewaltfrei ist, dass es ohnehin alles vermeidet, was beleidigt, schockiert oder sonstwie Grenzen des guten Geschmacks überschreitet. Aber sowas ist eh selten und ist mir in den 15 Jahren bisher nur ein einziges Mal begegnet. Das war tatsächlich auch nicht illustrierbar.

 

Ich nenne es nun nicht mehr GUTES Manuskript, sondern interessant oder gehaltvoll. Denn spannende Manuskripte sind auch nicht immer perfekt und das ist völlig okay. Das eine hat spannende Figuren, das andere eine fesselnde Handlung, das nächste bezaubert durch Wortwitz und Sprache. Arbeiten kann man immer daran, wenn ich aber bereit bin, meiner Zielgruppe (und das ist das Wichtigste an der ganzen Sache) die größtmögliche Freude machen zu wollen, dann ergibt sich ganz von selbst, was mein Manuskript alles beinhalten muss.

Der Romanleser erwartet kein Gedicht, der Thriller-Begeisterte keine Rosamunde Pilcher und Kinderbücher richten sich eben primär an Kinder, auch wenn die Eltern und Großeltern diejenigen sind, die sie kaufen. Es ist aber falsch, es diesen recht machen zu wollen, weil die Bücher angeblich den Käufern gefallen müssen. Ein ganz großer Marketingirrtum. Denn genau diese Käuferinnen und Käufer kennen den kleinen Beschenkten genau und wissen, was ihn oder sie begeistern wird.

 

Ansprechende Manuskripte, die zu gefragten Büchern werden, haben also eine genaue Zielgruppe, deren Bedürfnisse und Wünsche und Erwartungen im Blick.